Die Inszenierung von Monteverdis „Marienvesper“ in der Luzerner Jesuitenkirche kreist vor allem um das dynamische Zusammenspiel von Musik, Tanz und Raumerlebnis. Die eigens für die „Marienvesper“ entworfenen Einbauten von Kostas Murkudis strukturieren den Sakralraum neu und schaffen eine mehrdimensionale Bühne, auf der sich die 13 Instrumentalisten, neun Sänger und elf Tänzer sowie das Publikum von bis zu 300 Personen frei bewegen können.
Die Choreographie der Musiker ermöglicht dabei ein räumliches Erleben der Musik. Durch die Bewegung der „Klangquellen“ entfaltet sich die Marienvesper im Raum, so dass die Zuhörer_Innen jeder einzelnen Stimme sprichwörtlich „folgen“ können. Die Choreographie der Tänzer verstärkt dabei das Empfinden beim Zuhören der Musik und gibt ihm eine Klangfarbe oder eine taktile Ebene. So wird eine multisensuale Gesamterfahrung ermöglicht, die alle Sinne anspricht:Die Inszenierung im Raum schafft die Voraussetzungen für eine körperliche Erfahrung und ein differenziertes Hören von einem der herausragendsten Werke Monteverdis, und ermöglicht ein gemeinschaftliches Erleben im Zusammenspiel von Wort, Klang und Bewegung.
Die unterschiedlichen Raumebenen ermöglichen verschiedene Blickwinkel auf die Szenerie und die Beteiligten. Diese dynamische Art der Inszenierung erlaubt ein grundsätzliches Nachdenken darüber, was Gemeinschaft ist und sein kann. In welcher Beziehung stehe ich zu den anderen Menschen? Zu meinem Nebenan im Publikum? Welche Rolle übernehme ich?
Die Jesuitenkirche verleiht der Inszenierung eine zusätzliche spirituelle Dimension: Im Kirchenraum kann die Aufführung zu einer liturgischen Installation werden. Vor dem Hintergrund, dass die Bestuhlung von Kirchen erst im Reformationszeitalter (ausgehend von evangelischen Territorien) üblich wurde, nähert diese Form der Aufführung das Werk gleichsam an alte Formen von Gottesdiensten an.