Im Alltag bewegen wir uns täglich an verschiedenen öffentlichen Orten und werden dort unwillkürlich Teil temporärer Versammlungen mit ihrem jeweils eigenen komplexen sozialen Gefüge. In einer Kirche gelten dabei zum Beispiel andere Regeln, wie wir kommunizieren und uns im Raum verhalten, als in einer Bar oder auf dem Sportplatz. Drei Jahre lang haben der Choreograph Sebastian Matthias und sein Team in der Performanceserie groove space urbane Organisationsdynamiken untersucht – jetzt bringen sie diese Forschung wieder zurück in die Stadt: Bereits existierende Codes und Bewegungsordnungen werden durch die Tänzer_innen als choreographische Struktur sichtbar gemacht und ornamentiert. Die Dramaturgie konzentriert sich auf an den spezifischen Orten vorgefundene Alltagschoreographien, die sich in fünf Kategorien gliedern lassen. Ausgestattet mit einem Stadtplan machen sich die Zuschauer_innen auf den Weg durch die Stadt und flechten sich an fünf verschiedenen Orten in die sozialen Kontexte und Milieus der Stadt ein. Gemeinsam mit den Tänzer_innen erkunden sie die spezifischen sozialen Situationen und deren choreographisches Potential.
Fünf Künstler_innen haben daran mitgearbeitet, die jeweiligen Orte zu unterstützen. Tamer Fahri Özgönencs Soundinstallation interpretiert die urbanen Texturen rund um die Kirche neu und schafft einen Raum mit multiplen Fokuspunkten, der in Form und Größe variiert. Angelehnt an bewegte Eventlichtelemente, die oft Sportveranstaltungen rahmen, nutzt Andreas Harder den Laser als charakteristisch als hochgradig gebündeltes Licht. Er nimmt die Energie und Konzentration des American Football auf und stellt ihm zugleich eine ganz andere, kontemplative Sphäre gegenüber. Die Grundlage für die Musik, die Simonne Jones für die Bar geschrieben hat, sind soziale Rituale und die unsichtbaren Codes, die unsere Beziehungen und Interaktionen mit Fremden steuern. Für das Foyer des Grimm Zentrums hat Eva Berendes drei Aluminium Screens auf Rollen entworfen, die sie als Mediatoren zwischen der alltäglichen Dynamik im Grimm Zentrum und den performenden Tänzern begreift. Durch das Bewegen der Skulpturen können Tänzer_innen und Besucher_Innen gleichermaßen die Situation gestalten. Nino Baumgartner entwickelte die Ausstattung für eine „Über-„Vernissage. Die Skulpturen aus auf der Straße gefundenen Spanplatten, ähnlich den Passstücken von Franz West, unterstützen die Positionen der Zuschauer und helfen ihnen so bei der Betrachtung von Kunst und Tanz.