Als StadtbewohnerInnen bewegen wir uns täglich in einer Dauerchoreographie, die weit über eine gedachte und geplante Ordnung hinausgeht. Blickbeziehungen und Handlungen überkreuzen sich und schaffen immer neue Konstellationen, die ihren gesamten Umraum verändern, mitunter überdeutlich drastisch, doch zumeist unüberschaubar komplex. Diese dynamischen Organisationsstrukturen urbaner Räume stellen Fragen, die Choreographie und Partizipation neu und anders denkbar machen. Welche Art von performativen Versammlungen können wir gemeinsam hervorbringen und wie kann das Publikum die Choreographie unterstützen, ohne dabei selbst zu Performern zu werden?
In maneuvers / groove space, dem zweiten Teil der 3jährigen Forschungs- und Performanceserie groove space, trifft das Berliner Tänzerteam um Sebastian Matthias auf den Schweizer Performancekünstler Nino Baumgartner. In seinen taktischen Performanceaktionen (maneuvers) nutzt er den Raum für einen Prozess der stetigen Durchkreuzung und Umgestaltung. In diesem Raum erkundet Paul Norman mit seiner live umgesetzten Komposition das Erzeugen und Unterstützen von Behaglichkeit. Gemeinsam suchen maneuver, Tanz und Klang ihre Resonanzen mit dem sie umgebenden städtischen Groove.
Eine Produktion von Sebastian Matthias in Koproduktion mit Gessnerallee Zürich gefördert durch die Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Fondation Nestlé pour l’Art.
Die Version von maneuvers / groove space im Museum Tinguely in Basel wurde von der Kaserne Basel und Museum Tinguely Basel koproduziert und gefördert von Migros Basel, und den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft.
Pressestimmen:
„Kritik braucht einen Standpunkt. Aber in maneuvers / groove space fällt es nicht leicht, auf einer Position zu verharren. In dieser Performance bewegen sich nicht nur die Tänzer, sondern stets auch die Zuschauer. Alles ist möglich, Anweisungen gibt es nicht. […] Neugierig beäugt jeder jeden: Wer ist hier Darsteller, wer Zuschauer?“
Nina Scheu: Sitzen und schlendern im freundlichen Strom aus Tanz – Sebastian Matthias mit maneuvers in der Gessnerallee Zürich, Tagesanzeiger Zürich, 01.11.2014
„Mitmachtheater spaltet ja gemeinhin die Gemüter. Ein Grossteil der Theatergänger empfindet es als lästig, Teil des Geschehens zu werden. Auch maneuvers / groove space ist eine Produktion, die zur Partizipation einlädt. Doch das Kollektiv um den Künstler Sebastian Matthias versteht das Mitmachen nicht als Jux, sondern als inhaltliche und wirkungsästhetische Notwendigkeit. Das Mitwirken der Besucher findet seine logische Begründung bereits in der Thematik. […] Anfangs eher flüchtig, nimmt der körperliche Kontakt in seiner Unmittelbarkeit stetig zu. Die schwitzenden Körper schmiegen sich an und laden gar zum Tanz ein. Wider die Gewohnheit ist der Akt des Mitmachens hier weder lästig noch aufregend, sondern auf eine subtile Art sehr beglückend.“
Isabelle Jakob: Täglicher Tanz durch die Stadt Tanzperformance -„maneuvers / groove space“ in der Gessnerallee, Neue Zürcher Zeitung, 8.11.2014