Was ist die spezifische Qualität und körperliche Wahrnehmung des gemeinsamen Groove von Tokio und Düsseldorf? Auf der Suche danach hat das Team von Sebastian Matthias die Recherche- und Probenzeit zwischen den beiden Städten aufgeteilt. Dabei interessierte sie vor allem der Blick der japanischen Bewohner von Düsseldorf und der deutschen Bewohner von Tokio auf ihre jeweilige Stadt, der ein zweifacher Blick von Innen und von Außen ist. In dieser doppelten Perspektive wird die Minderheit zur Mehrheit und umgekehrt und ein neues Nachdenken darüber, wie wir einen Raum mit anderen Menschen teilen, wird möglich.
Wie wir uns im öffentlichen Raum wahrnehmen und fühlen hängt von politischen und kulturellen Kontexten ab. Gleichzeitig wird der globalisierte urbane Raum auch von den individuellen Personen beeinflusst, die ihn vor Ort teilen. Dies wird uns bewusst in dem Moment, in dem unser Blick sich mit einem anderen trifft. Die Performance von „x / groove space“ stellt temporäre Verbindungen zwischen zwei voneinander getrennten Orten her und bringt diese in Bewegung: zwischen Düsseldorf und Tokio, zwischen dem dokumentarischen Blick des Videos und der Gegenwart des Theaters, zwischen dem sozialen Raum und dem Raum der Kunst.
In „x / groove space“ arbeitet das Team von Sebastian Matthias mit den Künstlern Atsuhiro Ito, Masaru Iwai und Yoko Seyama aus Tokio zusammen. Als maßgeblich an der Entwicklung der Inszenierung beteiligte Akteure sind neben den sieben Tänzern mehr als ein Dutzend Düsseldorfer und Tokioter Bürger in die Erfahrung einer gemeinsamen Dynamik im tänzerischen Kunstraum einbezogen. Die Dramaturgie dieses „groove space“ verbindet mehrere Ebenen: Der Tanz, der die körperlichen Wahrnehmungen von Fußgängern in den beiden Städten enthält, erzeugt eine Choreografie mit multiplem Fokus. Die Bewegungen der kinetischen Skulpturen von Yoko Seyama und Atsuhiro Itos Live-Performance mit dem Optron, einer modifizierten Leuchtstoffröhre, und seine Rauminstallation, die Licht und Sound verbindet, interagieren sowohl mit den Tänzern als auch mit dem Publikum. Masaru Iwai arbeitet mit den Produktionsprozessen im Hintergrund, mit Papierdokumenten aus dem Büro und den lokalen Reinigungsvorgängen. Er überträgt die Vogelperspektive auf diesen „groove space“ in den dritten Raum des Videos. Dabei stellt er die Frage: Wer macht eigentlich das Theater möglich und für wen?