Unsere tänzerische Forschung ist ein kollektiver Prozess, daher ist der Einsatz aller Beteiligten unabdingbar für unsere kreative Arbeit. In offenen Forschungssituationen wechseln wir immer wieder unsere Perspektive von innen (somatisches Erleben und Bewegungsrecherche) und außen (Wahrnehmung und Beobachtung aus der Distanz). Unsere Eindrücke und Beobachtungen werden dann von der ganzen Gruppe (schriftlich) gesammelt, diskutiert und analysiert. In diesem Sinne beinhaltet unsere Methode gleichermaßen physische Bewegungspraxis wie auch Reflektion und Diskussion. Indem wir Bewegungsinformationen und -charakteristika herausfiltern, definieren und kollektiv dokumentieren, entwickeln wir jene Bewegungsqualitäten, die die Grundlage unserer Arbeit bilden.

Wir definieren unsere „Bewegungsqualitäten“,als Auswahl jeweils sehr spezifischer Bewegungsmerkmale, die auch beim Zuschauer eine somatische Reaktion auslösen können. Das Ziel in der Entwicklung dieser Bewegungsqualitäten ist es, eine kinästhetische Erfahrung zwischen Zuschauer und Tänzer zu generieren. Jene Bewegungsqualitäten können in jedem Körperteil der Tänzer angewandt werden und sind nicht an bestimmte Bewegungen oder Formen gebunden. Sie dienen vielmehr als ein Ausgangsmaterial, das wir dazu nutzen eine gemeinsame somatische Erfahrung zwischen Tänzer und Zuschauer zu ermöglichen.

Nachdem wir die Qualitäten erforscht und genauer definiert haben, setzen wir sie in einen räumlichen Bezug oder eine somatische Logik, die wir als „mapping“ bezeichnen. Wir erweitern unsere körperliche Praxis, indem wir durch eine Landschaft von Körperspannungen navigieren und von einem Ort und einer Qualität in den/die andere übergehen. Innerhalb des offenen Rahmens dieser Methode streben wir nach einer Ko-Abhängigkeit zwischen Performern und Zuschauern: Die Performer stimmen ihre physischen Intensitäten untereinander ab, adressieren aber auch die Zuschauer und antworten auf deren sich verändernde physische Verfassung.

„Mapping“ bietet auch Zeit und Raum, um die umfangreichen Möglichkeiten innerhalb der Qualitäten zu erkunden: beispielsweise die Generierung von Qualitäten in einzelnen Körperteilen oder im ganzen Körper gleichzeitig, die Gleichzeitigkeit von zwei Qualitäten im Körper eines Tänzers, die Überlagerung oder der Übergang verschiedener Qualitäten ineinander (Morphing) oder die Ornamentierung von Bewegungsqualitäten. Mapping ist sowohl eine Gruppenerfahrung wie auch ein individuelles Erlebnis. Es ermöglicht den Tänzern einen Prozess der Bewegungsverfeinerung und des Experimentierens mit den Qualitäten. Wir verwenden diese Methode sowohl während des choreographischen Prozesses als auch während der Tournee.